Fünf lange Jahre feilte Peter Janik an der Restaurierung seines 20er Jollenkreuzers. Dafür segelt er jetzt ein trailerbares Schmuckstück…
Hinter einem Haus in Kaufbeuren im Allgäu poliert Peter Janik seine Oldtimer auf. Im großen Schuppen steht der 20er Jollenkreuzer „Xaverl“ auf dem Trailer und wartet auf seinen nächsten Einsatz. In der Garage parkt der knallrote Messerschmitt Kabinenroller.
Peter Janik bastelt aus Leidenschaft an den alten Fahrzeugen. Angesichts seiner Ergebnisse klingt das Wort „basteln“ fast wie eine Beleidigung. Das Boot und der Roller erscheinen wie aus dem Ei gepellt. Mit großer Zielstrebigkeit und Liebe zum Detail hat Janik seine Schmuckstücke wieder hergestellt. In der Garage steht sogar eine sauber geputzte alte Zapfsäule für Zweitaktergemisch.
Im Fall „Xaverls“ hat der gelernte Feinmechaniker fünf Jahre gebraucht, bis er das Boot wieder zu Wasser lassen konnte. Und dabei konnte er nicht einmal segeln, als er den Jollenkreuzer erwarb. Woher diese Motivation?
Papierkrieg neben Schiffchenbau
„Ich führe jeden Tag Papierkrieg“, erzählt Janik, der inzwischen als technischer Einkäufer arbeitet. „Da muss ich mich zwischendurch auch mal handwerklich austoben. Ein, zwei Stunden am Tag muss ich raus und was tun, anders geht es nicht“, schmunzelt er.
Die Idee kam ihm spontan, als er mit einem Freund auf dessen Motorboot unterwegs war. „Wenn schon ein Boot, dann eins mit Segeln und aus Holz, dachte ich.“ An Bord lag eine Gebrauchtbootzeitschrift. Beim Durchblättern fielen ihm immer wieder Folkeboote und Jollenkreuzer ins Auge.
Als er sich informiert hatte, war schnell klar, dass es ein Jollenkreuzer werden sollte. Zu viel Tiefgang und das fehlende Zugfahrzeug schlossen das Folkeboot aus. In Ammerland am Starnberger See wurde Janik dann 2004 fündig. Aber der 20er war in einem erbarmungswürdigen Zustand.
Immerhin konnte Janik den Kaufpreis so auf weniger als die Hälfte senken, aber er zog nun eine ziemliche Baustelle auf dem Trailer hinter sich her. Sein handwerkliches Geschick ergänzte der neue Eigner durch Informationen aus dem Internet. Ein anderer Segler hatte die Restaurierung seines Jollenkreuzers detailliert begleitet.
„Das war meine einzige Möglichkeit, mal was nachzulesen“, lacht Janik im Rückblick. Also entschloss er sich kurzerhand, eine eigene Webseite aufzubauen. „Wenn ich das anfange, dann dokumentiere ich das.“ Die dafür nötigen Kenntnisse eignete er sich nebenbei an.
„Ein Jahr Boot bauen, ein Jahr Job suchen“
Ein Beispiel dafür, wie schwierige Lebensabschnitte produktiv genutzt werden können. Nachdem sein ehemaliger Arbeitgeber seine Abteilung geschlossen hatte, war Janik zu dieser Zeit für zwei Jahre in einer Beschäftigungsgesellschaft geparkt. „Ein Jahr Boot bauen, ein Jahr Job suchen“ hatte er sich vorgenommen.
Der Plan ging auf. Zwar war noch einiges zu tun, aber der Anfang war gemacht. Mit genügend Zeit zur Verfügung schreckte Janik auch nicht davor zurück, ans Eingemachte zu gehen. Der Lack ist innen und außen komplett abgezogen, der Rumpf vollständig durchgeleistet und zum Schluss mit GFK überzogen. Für Janik birgt der Rumpf den einzigen Wermutstropfen der Restaurierung, denn das Laminat ist ihm hier und da leicht milchig geraten.
Dass das der Wirkung keinen Abbruch tut, zeigen ihm die Reaktionen. Im Internet verfolgte beispielsweise der vorherige Eigner die Restaurierung. „Bring’s doch wieder her und nimm dafür ein anderes mit“, teilt der Bootsverleiher ihm im Scherz mit. Aber nachdem „Xaverl“ 2009 das erste Mal wieder im Wasser war, will Peter Janik jetzt erstmal das Segeln mit seiner Familie genießen.
„Oft ist es so“, erzählt er lachend: „Ich fange ein Projekt an und wenn es abgeschlossen ist, verliere ich das Interesse.“ Doch die ersten Schläge auf dem Bodensee haben ihm Spaß gemacht. Ein fester Liegeplatz dort ist ihm das Geld aber nicht wert. „Es ist zu weit weg, wenn da schlechtes Wetter im Hafen ist, habe ich kein gutes Gefühl.
Außerdem liegt ihm das Wandersegeln mehr. „Das geht auf dem Bodensee nicht. Das geht es raus aus dem Hafen, dann ist da diese Pfütze und das war’s“. Wohler hat er sich in Brandenburg gefühlt. Dort hat er gemeinsam mit seiner Frau nach dem erfolgreich bestandenen Segelschein einen Charterurlaub gemacht. „Hinter jeder Ecke sieht es anders aus. Das gefällt mir. Deswegen trailere ich lieber: Anhängen, losfahren.“
Bevor es soweit ist, muss er allerdings seine Winterarbeit zu Ende lackieren. Als Ersatz für das alte GFK-Ruderblatt hat Peter Janik sich ein neues aus Holz gebaut. Ein echtes Schmuckstück natürlich…
Artikelbild: Jan Maas